Berührungsängste nehmen und Sinne schärfen

Inklusions-Workshop „Fit für Inklusion“ des PARITÄTISCHEN/Mittelfranken in der Erler-Klinik

Expertin Ursula Firsching (rechts) mit ihrer sehbehinderten Schülerin für diesen Tag

Nach langem Warten aufgrund coronabedingter Beschränkungen war es am 9. Mai 2022 nun wieder soweit: 10 Damen und Herren des Ehrenamtlichen Patientendienstes trafen in einem unterhaltsamen, berührenden und lehrreichen Workshop auf Menschen mit Behinderung.

Der Weg von der Dr. Erler Cafeteria in die Konferenzräume im 4. Stock war für die Teilnehmer eine Erfahrung der besonderen Art: Je nachdem, welche Art der Behinderung man soeben gelost hatte, waren die Teilnehmer mit lärmdichten Kopfhörern, Sehbehinderung-Simulationsbrillen samt Blindenstock oder Rollstühlen unterwegs. Als versierte Begleitung waren Ihnen die Experten in eigener Sache zur Seite gestellt:

Ursula Firsching vom Blinden- und Sehbehindertenbund e.V., Daniel Puff, Behindertenrat der Stadt Nürnberg, Peter Vogt, Vorsitzender des Behindertenrates der Stadt Nürnberg, Herbert Bischoff, Behindertenrat und Selbsthilfegruppe Körperbehinderter Landesverband Bayern e.V. und Tina Jahns, Sozialpädagogin und pferdegestützter Coach.

Der PARITÄTISCHE/Mittelfranken und die DR. ERLER KLINIKEN arbeiten nun schon seit sechs Jahren gemeinsam an einer besseren Inklusion im Gesundheitswesen. Neben Begehungen standen von Anfang an die Workshops „Fit für Inklusion“ im Zentrum der Zusammenarbeit. Hautnah haben bisher Mitarbeitende und der Ehrenamtliche Patientendienst der Erler-Klinik erfahren können, wie eine Behinderung komplett den Blick auf die Welt ändert. Das Herzstück des Workshops ist die sogenannte „Lebende Bibliothek“, in der die Experten in eigener Sache den Teilnehmern in kleiner Gesprächsrunde Rede und Antwort stehen: „Ein Hauptziel besteht darin, Berührungsängste zu nehmen und die Sinne zu schärfen für die Bedürfnisse anderer Menschen“, fasst Christiane Paulus, Geschäftsführerin des PARITÄTISCHEN/Mittelfranken zusammen.

Und genau dies gelingt auch im mittlerweile 7. Workshop in der Erler-Klinik: Tina Jahns, aufgrund einer spinalen Muskelatrophie im Rollstuhl, erntet ungläubig-bewundernde Blicke, als sie erzählt, dass sie am liebsten mit ihrem Therapie-Pferd unterwegs ist. Daniel Puff, seit seinem 4. Lebensjahr erblindet, macht in seiner Freizeit am liebsten Wanderungen mit den Hunden. Und Peter Vogt berichtet schmunzelnd, dass seine Enkel seit kurzem Videos mit ihm als „Blind Werker“ gestartet haben: „Dach decken und Fliesenlegen gehören zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.“

Herzlichen Dank an die Dr. Fritz Erler Stiftung, die sich im Bereich Inklusion seit Jahren engagiert und den Workshop „Fit für Inklusion“ unterstützt hat. Dank zahlreicher Spenden konnten zudem in der Klinik und im Reha-Zentrum stationäre und mobile Induktionsschleifen für Patientinnen und Patienten mit Hörbehinderung angeschafft werden.