Therapieoptionen bei Knorpelverletzungen


Alle unsere Gelenke sind von Knorpel überzogen. Der gesunde Gelenkknorpel ist glatt, fest und gleichzeitig etwas elastisch und auf Druck belastbar. Leider ist seine Heilungsfähigkeit bei Verletzungen begrenzt. Warum dem so ist, und welche Therapieoptionen es dennoch ergibt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Der hyaline Knorpel

Bereits 1743 hat der englische Arzt Sir William Hunter Gelenkknorpelschäden als irreversibel bezeichnet, also unumkehrbar und ohne Aussicht auf Heilung.
Tatsächlich ist der sogenannte hyaline Knorpel ein ganz besonderes Gewebe, welches als glatter Überzug in unseren Gelenken der leichtgängigen Beweglichkeit garantiert und gleichzeitig – insbesondere an den Gelenken des Beines – unsere ganze Körperlast aufnehmen muss.

Knorpelbildung durch Mikrofrakturierung

Knorpel enthält keine Blutgefäße – seine Ernährung erfolgt über die Gelenkflüssigkeit und vom Knochen her. Dies hat tatsächlich zur Folge, dass hyaliner Knorpel nicht heilen kann. Im besten Fall kann aus pluripotenten Stammzellen des Blutes eine weniger belastbare Knorpelart – sog. Faserknorpel – entstehen, der einen Defekt an der Stelle ehemaligen hyalinen Knorpels auffüllt.

Therapeutisch macht man sich dies etwa bei der sog. Mikrofrakturierung zugrunde. Dabei wird mittels einer kleinen Ahle an mehreren Stellen der harte Knochen an Boden Knorpeldefekts durchbrochen, so dass stammzellhaltiges Blut aus dem Knochen in den Knorpeldefekt austreten kann und dort eine Faserknorpelbildung in Gang kommt.  

Transplantationsbasierte Knorpeltherapien

Eine weitere Methode zur Behandlung von Knorpeldefekten ist unter der Abkürzung OATS (osteochondrales autologes Transplantationssystem) bekannt. Hier werden ganze Knorpel-Knochenzylinder aus unbelasteten Gelenkbereichen entnommen und in Knorpeldefekte eingesetzt. Genauso wie bei der ACT (autologe Chondrozyten-Transplantation), bei der Knorpelzellen entnommen, angezüchtet und nach einigen Wochen wieder eingesetzt werden, kann auch mittels OATS tatsächlich wieder hyaliner Knorpel entstehen.

Auch AMIC® und Minced-Cartilage sind vielversprechende Methoden

Das AMIC®-Verfahren und die Minced-Cartilage-Therapie haben im Gegensatz zur ACT beide den Vorteil, dass nur eine Operation nötig ist. AMIC® kombiniert die Mikrofrakturierung mit der Anwendung einer speziellen Membran, die in den Knorpeldefekt eingebracht wird und die Knorpelneubildung aus den Blutzellen fördert. Bei der Minced-Cartilage-Technik wird körpereigener Knorpel andernorts entnommen, zerhackt, mit körpereigenem Blut aufbereitet und in den Knorpeldefekt eingebracht. Auch diese beiden Verfahren können gute Ergebnisse bringen.

"Wichtig bei Knorpelschäden ist aber immer eine komplette Diagnostik der Ursachen."

Prof. Dr. med. Roland Biber

Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie

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FAQ

Welche Erfahrungen machen Sie mit Knorpeltherapiemaßnahmen in der Erler-Klinik?

Die Erfolgsaussichten der Knorpeltherapiemaßnahmen hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem Ausmaß des Knorpelschadens, dem Alter des Patienten, der allgemeinen Gesundheit, der Art der Verletzung oder Erkrankung sowie der Einhaltung von postoperativen Anweisungen und Rehabilitation. Gute Chancen haben die genannten Knorpeltherapiemaßnahmen bei frischen Verletzungsschäden in sonst gesunden Gelenken. Schlechte Aussichten bestehen bei chronischem Gelenkverschleiß (Arthrose), wenn es sich also schon um eine das ganze Gelenk betreffende Knorpelerkrankung handelt.

Gibt es Risiken oder Komplikationen im Zusammenhang mit den Eingriffen?

Wie bei jeder medizinischen Behandlung können auch bei Knorpeltherapiemaßnahmen Risiken und Komplikationen auftreten. Zu den möglichen Risiken gehören Infektionen, Blutergüsse, Schmerzen oder eine unzureichende Knorpelregeneration. Sollte ein Eingriff in Ihrem Fall in Frage kommen, wird Ihr behandelnder Arzt im Vorfeld selbstverständlich ausführlich alle möglichen Risiken erklären und Sie darüber informieren, wie diese minimiert werden können. 

Welches Vorgehen empfehlen Sie den Verletzten?

In jedem Fall sollten die Verletzten nach dem Unfall mit der Untersuchung durch einen Facharzt nicht zu lange warten und sich zeitnah um einen Termin bemühen. Besonders jüngere Menschen hatten bis zum Unfall oft noch keine Berührungspunkte mit Orthopäden – ihnen fehlt daher der kurze Draht in eine Praxis. In solchen Fällen können größere Gemeinschaftspraxen oder Medizinische Versorgungszentren zuweilen schneller einen Termin anbieten, wie unsere DR. ERLER MVZ am Kontumazgarten, in Mögeldorf oder in Langenzenn die alle einen orthopädischen Schwerpunkt haben. Nach der Bestätigung der Diagnose im MRT informieren unsere niedergelassenen Kollegen das Sekretariat der Klinik für Unfallchirurgie auf kürzestem Weg über die anstehende Operation, sodass hier keine kostbare Zeit verloren geht.

Zum DR. ERLER MVZ​​​​​​​

Wie lange dauert der Genesungsprozess und wann kann ich meine normale Aktivität wieder aufnehmen?

Die Dauer des Genesungsprozesses kann individuell variieren, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt, einschließlich der Art des Eingriffs und Ihrer individuellen Heilungsfähigkeit. Grundsätzlich benötigt die Regeneration von Knorpelgewebe durchaus Zeit und kann mehrere Monate dauern.

Nach einer Knorpeltherapiemaßnahme werden Sie in der Regel eine Phase der Schonung und Rehabilitation durchlaufen. In den ersten Wochen nach dem Eingriff müssen Sie möglicherweise das betroffene Gelenk entlasten und bestimmte Bewegungen oder Aktivitäten vermeiden, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Ihr behandelnder Arzt wird Ihnen einen individuellen Plan erstellen, der spezifische Anweisungen zur postoperativen Pflege, Physiotherapie und Rehabilitation beinhaltet. Dieser Plan wird darauf abzielen, Ihre Gelenkfunktion wiederherzustellen, die Muskulatur um das Gelenk zu stärken und den Heilungsprozess zu optimieren.