Neuer Chefarzt in der Klinik für Unfallchirurgie: Herr Prof. Dr. med. R. Biber

Seit 01.Oktober 2018 ist Prof. Dr. med. Roland Biber neuer Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie. Er folgt auf Dr. med. Klaus-Dieter Haselhuhn, der nach 17 Jahren Chefarzttätigkeit in den KLINIKEN DR. ERLER gGmbH in den wohlverdienten Ruhestand eingetreten ist.

 

Was sind Ihre ersten Eindrücke von der orthopädisch-chirurgischen Fachklinik „Erler-Klinik“?

Im Vergleich zum großen Maximalversorger fielen mir zunächst die kurzen und übersichtlichen Wege auf. Die notwendige Abstimmung zwischen den Mitarbeitern, aber auch bis hinauf zur Geschäftsführung, erfolgt schnell, reibungslos und ausgesprochen kollegial. Unsere Patienten profitieren von diesen effizienten Abläufen in einer Art und Weise, die große Krankenhäuser so nicht bieten können. An der Erler-Klinik besteht eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit „ihrem“ Krankenhaus und dementsprechend wenig Mitarbeiterfluktuation – was für Qualität und Arbeitsklima sehr wichtig, aber heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist.

Diese Kontinuität wird hier wertgeschätzt, und so hat man mir beispielsweise ermöglicht, mich drei Monate mit meinem Vorgänger Herrn Dr. Haselhuhn zu überlappen, um Mitarbeiter und Abläufe in Ruhe kennenlernen zu können. Gleichzeitig war ich vom ersten Tag an begeistert vom hohen fachlichen Standard an der Erler-Klinik und insbesondere in der Klinik für Unfallchirurgie. Mein Vorgänger Herr Dr. med Haselhuhn hinterlässt eine gut aufgestellte Abteilung, die ein breites unfallchirurgisches Spektrum auf medizinisch höchstem Niveau abdeckt.

Als neuer Chefarzt der Unfallchirurgie übernehmen Sie die zweitgrößte bettenführende Abteilung der Erler-Klinik, dazu stehen Sie der Notfallambulanz mit jährlich rund 30 000 ambulanten und stationären Patienten vor. Wird sich am bisherigen Leistungsspektrum etwas ändern?

Das bisher angebotene Leistungsspektrum wird erhalten bleiben. So sind auch weiterhin alle Patientinnen und Patienten mit jeglichen Knochenbrüchen, Sehnen- und Bandverletzungen sowie Weichteilverletzungen gut bei uns aufgehoben. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Sporttraumatologie, insbesondere die Versorgung von Kniegelenksverletzungen (z.B. Knorpel- und Meniskusschäden, Kreuzbandriss, Kniescheibenprobleme)

An der Klinik für Unfallchirurgie werden bereits seit Jahren solche arthroskopischen Operationen – das heißt minimalinvasive Eingriffe im Rahmen von „Gelenkspiegelungen“ – in hoher Fallzahl und mit ausgezeichneten Ergebnissen durchgeführt. Diese Expertise kommt etwa bei Sportinstitutionen wie den THOMAS SABO IceTigers zum Tragen.

Genauso profitieren davon unsere jungen und aktiven Patienten mit dem Anspruch einer möglichst schnellen Wiederherstellung der Arbeits- und Sportfähigkeit – sei es im Profi- oder im Amateurbereich. Als von der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA) zertifizierter Arthroskopeur kann ich an der Erler-Klinik meinen Beitrag dazu leisten, das medizinische Niveau in der Sporttraumatologie auch zukünftig auf dem neuesten Stand zu halten. Zusätzlich besteht eine große Expertise in der Behandlung von Infektionen und Störungen der Frakturheilung, sei es bei ausbleibender Frakturheilung (Pseudarthrose) oder bei Heilung in Fehlstellung.

Aufgrund des breiten Angebots spielen wir eine herausragende Rolle bei der Versorgung von Arbeits-, Wege- und Schulunfällen. Von den Berufsgenossenschaften werden wir daher voraussichtlich weiterhin zum D-Arzt-Verfahren, aber auch zum Verletztenartenverfahren (VAV) zugelassen bleiben und mit unserer leistungsfähigen Notaufnahme rund um die Uhr auch  für die Versorgung schwerer Verletzungen zur Verfügung stehen.

Kommen Schwerpunkte hinzu?

Insgesamt werden bereits jetzt alle wesentlichen modernen Behandlungsverfahren angeboten. In einigen Bereichen werden wir das angebotene Spektrum jedoch noch etwas ausbauen. Das betrifft beispielsweise die Versorgung komplexer Knieverletzungen, etwa wenn auch das hintere Kreuzband gerissen ist. Einer meiner Schwerpunkte ist die minimal-invasive Beckenchirurgie, etwa bei Frakturen der Hüftgelenkspfanne oder durch Osteoporose bedingte Ermüdungsbrüche des Kreuzbeins.

Bleibt auch das zertifizierte lokale Traumazentrum nach DGU in bewährter Form erhalten?

Als Traumazentrum stehen wir nicht alleine, sondern sind ein wichtiger Teil des TraumaNetzwerks Mittelfranken der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). Mit ihrer exponierten Lage im Herzen Nürnbergs hat die Erler-Klinik hier eine besondere Verantwortung, der wir auch weiterhin gerecht werden wollen.

Sie waren bei Ihrer letzten Anstellung unter anderem mit dem Aufbau und der Leitung eines Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung befasst. Wie erfolgt nun die „Arbeitsteilung“ in der Erler-Klinik zwischen der Klinik für Orthopädie und der Klinik für Unfallchirurgie?

Die Erler-Klinik verfügt über ein Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung, welches unter orthopädischer Leitung steht und seit mehreren Jahren die Top-Adresse in der Metropolregion ist. In der Erler-Klinik ist die Orthopädie zuständig für die Behandlung von Verschleißerkrankungen (Arthrose), während die Unfallchirurgie auf Verletzungen und deren Folgezustände spezialisiert ist. So müssen insbesondere Schenkelhalsfrakturen oftmals durch Einsetzen eine Hüftprothese behandelt werden, so dass ich auch weiterhin endoprothetisch tätig sein kann. Natürlich gibt es Überschneidungsfälle, etwa wenn längere Zeit nach einem Knochenbruch oder einer Bandverletzung ein Gelenkverschleiß entsteht, oder wenn eine Prothese wegen eines Unfalls aus dem Knochen ausgebrochen ist. Welche Abteilung bei der Behandlung solcher Patienten federführend ist wird individuell besprochen, und auch eine gemeinsame Behandlung ist problemlos möglich.

Ihr Vorgänger Dr. med. Haselhuhn war maßgeblich am Hilfsprojekt „Wir unterstützen Fürsorge“ beteiligt, in dem ein interdisziplinäres Team aus Pflegedienst, ärztlichem Dienst und Ehrenamtlichem Patientendienst im Umgang mit kognitiv leistungseingeschränkten Patienten geschult wurde. Wie werden Sie den speziellen Bedürfnissen verschiedener Patientengruppen begegnen?

Die optimale Versorgung älterer Menschen war mir schon während meiner Tätigkeit am Klinikum Nürnberg ein besonderes Anliegen. Über Sportmediziner, die die Stars der Fußballbundesliga nach Verletzungen in kurzer Zeit wieder spieltauglich machen, wird vielfach berichtet. Nicht minder anspruchsvoll ist aber das Gebiet der Alterstraumatologie, in dem es darum geht, gesundheitlich besonders labilen Menschen mit mehreren Vorerkrankungen, osteoporotischem Knochen und weiteren Einschränkungen wieder auf die Beine zu helfen. Immer noch versterben knapp ein Drittel aller älteren Menschen im ersten Jahr nach einem Schenkelhalsbruch. Es gibt aber inzwischen Konzepte, dies zu verbessern. Ein wesentlicher Schritt ist eine interdisziplinäre Behandlung zusammen mit Geriatern. In einem solchen Alterstraumazentrum sind ist das gesamte Personal speziell geschult und die medizinischen Prozesse auf die typischen Probleme alter Menschen abgestimmt. Hier hat mein Vorgänger Herr Dr. Haselhuhn schon bedeutsame Einzelprojekte mit angestoßen, wir wollen das nun mit geriatrischer Kompetenz systematisieren.

Seit Juli 2018 sind die Kliniken Dr. Erler Lehrkrankenhaus der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU). Sie selbst sind dort Lehrbeauftragter. Wie werden Sie die Kooperation mit der PMU mit Leben füllen?

Wissenschaftliches Arbeiten gliedert sich in Forschung und Lehre – an beiden sind wir beteiligt. In der Erler-Klinik darf man sich unter Forschung aber keine Experimente an Menschen oder Tieren vorstellen. Vielmehr hat die sogenannte klinische Forschung sehr viel mit Qualitätssicherung zu tun. Insofern können wir uns als spezialisiertes Fachkrankenhaus mit hohen Fallzahlen gut an klinischer Forschung beteiligen. Selbstverständlich nimmt aber kein Patient an einer Studie teil, der nicht ausführlich darüber informiert wurde und damit einverstanden ist. Der studentischen Lehre widmen wir uns mit Leidenschaft, was nicht nur mit der notwendigen Ausbildung und Gewinnung von Fachpersonal zu tun hat. Die Fragen der Studierenden zwingen zur laufenden Reflexion der eigenen Vorgehensweisen. Auch die Wiederholung mancher Grundlagen macht den Lehrenden nicht dümmer.

Im Bereich der Unfallchirurgie und Notfallversorgung ist auch ein guter Draht zu den niedergelassenen Kollegen nötig, damit Abläufe an den Schnittstellen reibungslos klappen.

Eine gute sektorenübergreifende Zusammenarbeit ist entscheidend: Die Arztpraxis benötigt für ihre Patienten rasche und zuverlässige Auskünfte und Termine im Krankenhaus, während das Krankenhaus auf die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen angewiesen ist, damit eine optimale Nachbehandlung etwa operierter Patienten gewährleistet werden kann.