Fallführende Pflege

Selbstständigkeit erhalten oder zurückgewinnen

Ältere Menschen, die nach einem Sturz oder Unfall zu uns kommen, erleben oft eine besonders belastende Situation: Schmerzen, Unsicherheit und viele neue Abläufe. Genau hier setzt die Fallführende Pflege an. Fallführende Pflegekräfte übernehmen die ganzheitliche Verantwortung für Patient:innen während des gesamten Aufenthalts – als feste Bezugsperson und zentrale Schnittstelle zwischen Pflege, Medizin, Therapien, Sozialdienst und Angehörigen.

 

 

Was ist die fallführende Pflege?

Fallführende Pflege bedeutet: Eine Pflegefachkraft begleitet den gesamten Pflege- und Behandlungsprozess eines Patienten oder einer Patientin durchgehend. Sie kennt die Anamnese, die aktuellen Therapieziele, die persönliche Lebenssituation und bleibt über den Verlauf hinweg der verlässliche Ansprechpartner – Montag bis Freitag.

Der Unterschied zur regulären Schichtpflege:
In der Allgemeinpflege wechseln Pflegekräfte durch den Drei-Schicht-Dienst häufiger, betreuen verschiedene Patient:innen und sind nicht jeden Tag in derselben Fallverantwortung. Die fallführende Pflegefachkraft bleibt dagegen konstant zuständig und kann dadurch frühzeitig steuern, koordinieren und Entwicklungen schneller erkennen.

Aufgaben & Arbeitsalltag

Fallführende Pflege verbindet Nähe am Menschen mit klarer Organisation, damit aus vielen Einzelmaßnahmen ein gemeinsamer Behandlungsweg entsteht. Der Arbeitstag beginnt um 6:00 oder 7:00 Uhr. Nach der Übergabe aus dem Nachtdienst stehen die Patieinnen und Patienten im Mittelpunkt:

  • Aktivierend-therapeutische Pflege zur Wiedererlangung von Mobilität, Selbsthilfefähigkeit und Alltagssicherheit.
  • Begleitung der ärztlichen Visite und Einbringen pflegerischer Beobachtungen in die Therapieplanung.
  • Kurvenführung, Dokumentation und Pflegeplanung auf Basis einer ausführlichen Pflegeanamnese.
  • Schnittstellen-Management: enge Abstimmung mit Ärzt:innen, Physio-/Ergo-/Logo-Therapie, Psychologie und Sozialdienst.
  • Kommunikation nach außen: Gespräche mit Angehörigen, Hausärzt:innen, Praxen oder Pflegeeinrichtungen; Befunde anfordern, einpflegen und weiterleiten.
  • Entlassmanagement koordinieren: Hilfsmittel verordnen, Reha-Anschluss vorbereiten, Weiterversorgung sichern.
  • Wöchentliche Fallbesprechungen vorbereiten und pflegerische Sicht einbringen.

Qualifikation und Kompetenz

Fallführende Pflegekräfte übernehmen Verantwortung für Patient:innen vom ersten Tag an. Dafür braucht es neben Erfahrung auch eine klare Zusatzqualifikation. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung zur Pflegefachperson (oder gleichwertig).

Zusätzlich ist eine Weiterbildung in Geriatrie oder Case Management erforderlich, orientiert an den Vorgaben des AltersTraumaZentrums DGU®. Diese Qualifikation bildet die Grundlage dafür, dass die fallführende Pflege den gesamten Klinikprozess sicher steuern kann.

Die Case- und Belegungsmanagement-Weiterbildung im Gesundheitswesen dauert in Vollzeit in der Regel bis zu einem Jahr und vermittelt unter anderem Casemanagement-Grundlagen, Kommunikation, Sozialrecht und Pflegeberatung. Geriatrische Weiterbildungen beinhalten eine Basisqualifikation und unterschiedliche Zusatzmodule; die geriatrische Zusatzqualifikation umfasst 180 Unterrichtseinheiten. Im Fokus steht Fachwissen zu den besonderen Bedürfnissen älterer Menschen sowie aktivierend-therapeutische Pflegemaßnahmen, die Selbstständigkeit und Lebensqualität gezielt fördern.

 

Unsere fallführende Pflege auf Ebene 6

Auf Ebene 6 begleiten unsere fallführenden Pflegekräfte Patienten im Bereich der Alterstraumatologie und internistisch-geriatrischen Komplexbehandlung. Gerade hier ist Kontinuität entscheidend, weil Unfallfolgen, Begleiterkrankungen und Rehabilitationsziele eng zusammenhängen. Als feste Ansprechpartner halten sie den roten Faden zwischen Medizin, Therapie, Pflege und Sozialdienst und sind zugleich Fürsprecher – besonders dann, wenn sich die Menschen selbst nicht gut ausdrücken können oder durch Delir, Angst oder Überforderung eingeschränkt sind. In diesem Bereich nutzen wir außerdem eine Aufrichthilfe, die die Mobilisation unterstützt und den Patienten hilft, Schritt für Schritt wieder sicher in Bewegung zu kommen. 

Mehr Informationen

Sichere und hochwertige Versorgung für ältere Menschen

Die geschilderte Entwicklung spiegelt den demographischen Wandel. Wir haben uns auf diese Veränderung eingestellt und 2019 eine Behandlungseinheit mit dem fachlichen Schwerpunkt Alterstraumatologie aufgebaut. Sie ist Teil der Klinik für Unfallchirurgie und wird interdisziplinär geführt von Spezialisten aus Unfallchirurgie und Alterstraumatologie. So können wir Senioren bei Bedarf direkt von der Intensivstation in unser zertifiziertes AltersTraumaZentrum DGU® zur weiteren Versorgung verlegen.

Zur Alterstraumatologie

 

 

Ihre Ansprechpartner

 

Frau Bettina Dorn-Lofton

  • examinierte Kinderkrankenschwester mit Erfahrung u. a. in Psychiatrie, Geburtshilfe und gynäkologischer Onkologie
  • zusätzlich eine Weiterbildung zur Case- und Belegungsmanagerin, Qualitätsmanagement (IHK) und Pflegeberatung
  • Seit Juni 2023 arbeitet sie als fallführende Pflegefachkraft in der Erler-Klinik

 

Herr Stephan Därr

  • Er ist seit 2000 Teil der Erler-Klinik und seit 2001 auf Ebene 6 tätig.
  • Als Praxisanleiter begleitet er Auszubildende und leitet zudem als Deeskalationstrainer ProDeMa®-Schulungen.
  • Seit 2024 arbeitet er fallführend in der Geriatrie.

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