Stuhlentleerungsstörungen


Ein neuer minimal-invasiver Schwerpunkt im Kompetenzzentrum für chirurgische Koloproktologie

Stuhlentleerungsstörungen sind immer noch ein Tabuthema. Deswegen gehen die Patienten oft erst sehr spät zum Arzt. Dabei gibt es gute Möglichkeiten, die Störungen zu beheben.

Worum geht es?

Stuhlentleerungsstörungen betreffen etwa 2-12% der Bevölkerung, treten vornehmlich beim weiblichen Geschlecht und in höherem Lebensalter auf. In unserer Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie findet seit Juni 2021 zweimal pro Woche eine Indikationssprechstunde für Erkrankungen des Enddarmes, des Afters und bei Entleerungsstörungen statt. Patientinnen und Patienten können sich mit einer Einweisung ihres Haus- oder Facharztes in dieser Spezialsprechstunde in Vorbereitung einer operativen Therapie vorstellen. Eine eigenständige Einheit für chirurgische Endoskopie und Sonographie inklusive endorektalem Ultraschall runden das Spektrum in der Diagnostik ab.

Service & Kontakt

Wen betrifft die Stuhlentleerungsstörung?

Die Stuhlentleerungsstörung betrifft meist Frauen höheren Lebensalters. Das Leiden ist bei Männern selten. Gründe hierfür sind die natürlichen anatomischen Voraussetzungen des Beckens der Frau. Dazu kommt der Umstand, dass während natürlichen Entbindungen die Belastungen für den Beckenboden sehr stark sind.

Am Beckenboden liegen drei Kompartimente vor: Vorne das Kompartiment der Harnblase mit der Harnröhre, mittig die Vagina mit der Gebärmutter und hinten der Schließmuskel mit dem Enddarm. Alle drei Kompartimente liegen anatomisch nahe beieinander und müssen zusammen gedacht werden. Isolierte Störungen sind möglich, oft liegen jedoch auch kombinierte Störungen des Beckenbodens vor.

Welche Beschwerden sind typisch?

Eine Stuhlentleerungsstörung zu haben, bedeutet, dass trotz Stuhldrang, der Stuhl entweder gar nicht, erschwert oder nur mit Hilfe (manuell und medikamentös) entleert werden kann. Klinisch wird häufig das Symptom der „inkompletten Entleerung“ von den Patienten genannt. Die Menschen gehen auf die Toilette, sind aber anschließend nicht entleert, müssen stark pressen und die „Sitzungszeit“ verläuft lange und frustran, der Leidensdruck steigt. Von manchen Patienten werden regelrechte gymnastische Übungen auf der Toilettenschüssel berichtet, damit sie sich entleeren können.

Was sind die Ursachen der Störung?

Die Stuhlentleerungsstörung ist zunächst von der Stuhlinkontinenz (also der Fähigkeit den Stuhl kontrolliert zu entleeren) zu trennen, auch die chronische Verstopfung muss abgegrenzt werden.

Eine Ursache können Ausstülpungen der Rektumwand, sogenannte Rektozelen sein. Diese drängen sich beim Pressen gegen die Scheidenhinterwand, so dass der Stuhl „den Ausgang vepasst“. Häufig sind auch Einstülpungen des Enddarmes selbst. Erst- und zweitgradige Einsstülpungen (Intussuszeption) befinden sich (noch) innerhalb des Enddarmes, beim drittgradigen Vorfall fällt tatsächlich der Enddarm nach außen vor und macht ein normales Leben praktisch unmöglich.

Andere Ursachen könne sogenannte  Enterozelen sein, also andere Darmanteile, die bei der Entleerung im Bauchraum absinken und von außen auf den Enddarm drücken. Diese Enterozelen verstärken die Stuhlentleerungsstörung, je mehr der Patient presst. In Einzelfällen kann auch eine zu große nach hinten abknickende Gebärmutter zu einer Kompression des Darmes von außen führen.

Welche Untersuchungen sind nötig?

Der wesentliche Bestandteil ist die Erhebung der Krankengeschichte, also die Anamnese. Gezielte Fragen zu Art, Dauer, Häufigkeit und Erfolg der Stuhlentleerung. Da viele Menschen ungern darüber sprechen sind standardisierte Fragebögen oft hilfreich. Andererseits, wenn das Vertrauensverhältnis zu Arzt oder Ärztin stimmt, sind viele Patienten sehr erleichtert, dass sie jemand versteht und sprechen erstmalig ausführlich über Ihre Beschwerden und Sorgen.

An Untersuchungen sind aufzuführen das Anschauen des Afters von außen: Hierbei wird der Pat. gebeten zu pressen, dabei können Beckenbodensenkungen erfasst werden und ein Vorfall ist ersichtlich. Es folgen die (End-)Darmspiegelung und spezielle Untersuchungen des Schließmuskels, wie z.B. der Schließmuskelultraschall.

"Unser Ärzteteam besitzt eine hohe Expertise in der Behandlung von Dick-und Enddarmerkrankungen. Neben dem deutschen Facharztstandard erfüllen wir auch den europäischen Facharztstandard (EBSQ Coloproctology)."

Prof. Dr. med. Markus Kleemann, Chefarzt der Klinik für Viszeral- und Gefäßmedizin

Wie wird die Stuhlentleerungsstörung in der Erler-Klinik behandelt?

Die operative Therapie erfolgt in unseren exzellent und auf dem modernsten medizintechnischen Stand ausgestatteten Operationssälen. Wir sind in der Behandlung von Dick-und Enddarmerkrankungen hochspezialisiert auf minimal-invasive Verfahren - also auf Operationsverfahren, die mit kleinsten Schnitten auskommen.

Wir unterscheiden Operationsverfahren, die über den After erfolgen (Perineale Verfahren) und Verfahren, die von oben über die Bauchhöhle agieren. Eines der am besten untersuchten und häufig zum Erfolg führenden Verfahren ist die sog. Resektionsrektopexie, die minimal-invasiv erfolgt. Hierbei wird von der Bauchhöhle aus der Enddarm innerlich nach oben gestreckt, ein Teil des meist überschüssig vorhandenen Dickdarms entfernt, und der Enddarm dann gestreckt wieder zusammengenäht. Wie bei allen funktionellen Therapieverfahren ist die Erfolgsrate hoch, aber nicht 100 Prozent, worüber die Patienten aufgeklärt werden müssen.

Welche Vorteile bringt die minimal-invasive Therapie?

Seit über zwei Jahrzehnten hat sich die minimal-invasive Chirurgie (MIC) immer mehr etabliert. Heute wird sie standardgemäß bei Darmoperationen eingesetzt. Viele Untersuchungen bescheinigen ihr vergleichbare Erfolgsaussichten wie bei einem herkömmlichen Bauchschnitt.

Auch die weiteren Vorteile der MIC überzeugen:

  • kürzerer Aufenthalt im Krankenhaus
  • geringere Schmerzen nach dem Eingriff
  • und im langfristigen Verlauf weniger Narbenbrüche.

Außerdem erlaubt die MIC eine Operation unter etwa 10-facher Lupenvergrößerung im Vergleich zum konventionellen Eingriff.

Wie geht es nach der Operation für mich weiter?

Ich habe noch Fragen, an wen kann ich mich wenden?

So viel Qualität bleibt bleibt nicht unbemerkt

Seit 12. Januar 2022 ist unsere Klinik für Viszeral- und Gefäßchirurgie ein Kompetenzzentrum für chirurgische Koloproktologie – und damit eines von 54 Zentren in ganz Deutschland, die von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) in diesem Bereich zertifiziert worden sind. Wir bieten im nationalen Qualitätsreport der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV) eine weit überdurchschnittliche Qualität für ihre Patienten an. Ein Hauptanliegen von Chefarzt Prof. Dr. med. Markus Kleemann und seinem Team sind minimal-invasive, besonders schonende Bauchoperationen.

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